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Wir verbrachten also die Nacht am Gate, mehr oder weniger bequem und mehr oder weniger schlafend. Es wurde auch mal nach Nachrichten gesucht, was denn nun hier vorgefallen war – das gesamte Tanksystem des Flughafens war ausgefallen aufgrund von elektrischen Problemen beim Betreiber, an die 300 Maschinen waren betroffen, gut zwei Drittel der Flüge waren gecancelt, und zwischen 20.000 und 25.000 Menschen waren am Flughafen gestrandet.

Gegen 3 Uhr dann Bewegung auf dem Stellplatz vor uns – ein Schlepper dockte an unserer Maschine an. Sollte es etwa mitten in der Nacht losgehen? Nein – die Maschine wurde von ihrem Stellplatz entfernt und an eine andere Stelle des Flughafens gebracht. Bisher gab es auch noch keinerlei Auskunft – wir hatten uns auf Hinweis der Stewardess vom vorigen Abend extra die KLM-App installiert, in der rechtzeitig alle nötigen Informationen verbreitet werden sollten. Aber Fehlanzeige, und die Maschine kam auch nicht wieder. Der kleine Hunger wurde gestillt, dann begaben wir uns auf einen Spaziergang über den Flughafen, um an Informationen zu gelangen. Nur waren sämtliche Schalter der KLM noch geschlossen.

So gingen wir kurz vor 6 Uhr nochmals los, und diesmal sahen wir eine unglaubliche Schlange an den Infoschaltern. Wie sich durch ein Gespräch mit den zahlreich bereitstehenden Assistenten herausstellte, war unser Flug endgültig gecancelt worden und wir mussten auf einen neuen Flug umgebucht werden. Hieß: anstellen an der Schlange, was bei einer Anzeige „Voraussichtliche Wartezeit >120 Minuten“ nicht nach Spaß klang. Und es sollte alles noch schlimmer kommen…

Die Schlange bewegte sich im Schneckentempo vorwärts – wobei das eigentlich noch übertrieben ist, eine Schnecke ist deutlich schneller. Was auch an einigen der Wartenden lag, die einfach alles andere machten als mal vorzurücken. So vergingen mehr als zwei Stunden, ehe wir auch nur in Sichtweite der Infoschalter kamen. Zwischendurch konnten wir uns mit einem netten älteren Ehepaar aus Kansas unterhalten, die von Atlanta noch weiterwollten. Nach fast vier Stunden Wartezeit waren wir schon nah an den Absperrungen vor den Infoschalten, und in diesem Moment kam eine sehr freundliche KLM-Mitarbeiterin und fragte, ob wir denn noch keine Mail oder andere Information bezüglich unserer Buchungen bekommen hätten, wir wären doch gemäß ihrer Informationen alle bereits umgebucht. Nochmal nachgeschaut – nein, keine Info. Sie fotografierte unsere Bordkarten und bekam eine Mailadresse von uns, auf der die Daten zum Weiterflug eintreffen sollten – und just zu dieser Zeit bekam das ältere Ehepaar die Nachricht über ihre Umbuchung. Wir wünschten ihnen eine gute Heimreise – aber nur, um sie kurze Zeit später wiederzusehen: der Flug, über den sie gerade die Info erhalten hatten, hatte wenige Minuten zuvor abgehoben. Tragisch, dass die Information seitens der Fluggesellschaft so lange benötigte!

Und auch wir rückten weiter voran, nach fast 5 Stunden kamen wir endlich am Anfang des „Abfertigungslabyrinths“ vor den Infoschaltern an. Die Schlange stand hier in 7 kurzen Gängen – vor, zurück, vor, zurück, wie man es auf Flughäfen gewohnt ist. Hier war es warm, Klimatisierung war hier unbekannt – und das bei Außentemperaturen von 36 Grad direkt vor den Fenstern, es war eng, und: es dauerte. Für den ersten Gang benötigten wir eine geschlagene Stunde, so dass wir nun bereits 6 Stunden anstanden. Das war ja schlimmer als jede Schlange zu DDR-Zeiten! Eine weitere halbe Stunde verging und wir waren bis fast zur Mitte des zweiten Ganges vorgerückt. Eine Hochrechnung unsererseits ergab: Das wird heute nichts mehr mit dem Abflug. Und in diesem Augenblick meldete sich mein Handy mit einer Mail – von KLM: unsere Umbuchung! Erstmal bedeutete das Freude, konnten wir doch das Schlange stehen nun abbrechen. Aber auch traurige Gewissheit – Abflug am nächsten Morgen, 8:35 Uhr. Also noch eine Nacht auf dem Flughafen, denn alle Hotels hier waren hoffnungslos ausgebucht. Wenigstens hatten wir unseren Weiterflug und konnten uns nun um die nächsten Schritte kümmern.

Auf dem Weg nach draußen trafen wir die freundliche KLM-Angestellte wieder und berichteten ihr von der endlich eingetroffenen Benachrichtigung. Sie freute sich aufrichtig für uns, und hatte noch ein paar gute Tipps bezüglich Aufenthalt und Rückerstattung der Essenskosten. Wir waren alle nervlich ziemlich mitgenommen, aber dennoch auch ein bisschen glücklich. Erst einmal setzte Ronny sich wieder mit unserem Reisebüro in Verbindung, damit unsere Mietwagenreservierung in Atlanta klarging – die ursprüngliche Buchung war nach dieser Wartezeit bereits annulliert worden. Dies klappte dank direktem Kontakt hervorragend und problemlos – Danke ans Team von Explorer Fernreisen und von Alamo! Dann wurden noch einige Besorgungen gemacht, und uns alle plagte ein leichtes, aber wahrnehmbares Hungergefühl. So nahmen wir in einem der Restaurants Platz und ließen uns frisch zubereitete Burger und andere Leckereien schmecken – zum ersten Mal schmeckte es wirklich wieder. Gestärkt und mit etwas besserer Laune im Hinblick auf den nächsten Tag suchten wir uns Übernachtungsplätze.

Und das Fazit von heute: auch wenn wir endlich Bescheid wussten und planen konnten, wie es weitergeht, und so freundlich und hilfsbereit die Mitarbeiter von KLM auch sind, egal ob an Bord einer Maschine oder hier am Flughafen – organisatorisch und informatorisch war dies ein einziges Chaos. Und ob wir jemals wieder mit KLM oder über Amsterdam fliegen werden – die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass hier etwas schiefging, mit demselben „Organisationstalent“.